Über den Fluss

Vor 1989. Nachts. Mitten in der Heimat.

Atemlos läuft er durch das Dunkel. Dennoch ist er so leise wie möglich. Er weiß, dass sie ihn suchen. Sicher sind sie ganz in der Nähe.
Schemenhaft nur erkennt er die vor ihm liegende Strecke. Deshalb stolpert er häufig. Seine nackten Beine sind verschmutzt und zerkratzt. Die hohen Gräser ritzen bei jedem Schritt ins Fleisch. Die Schnitte sind nicht tief, doch irgendwann fängt es an zu brennen. Er möchte anhalten und den Schmerz mit Wasser löschen, doch dazu ist keine Zeit. Jetzt nicht. Nun hört er sie schon.
Er muss vor ihnen am Fluss sein. Erreicht er ihn, nutzt er seine letzte Chance. Sie kommen immer näher.

Kennst du das Gefühl, wenn du etwas verlässt, das du innig liebst? Diesen schweren Stein, der sich auf deine Brust legt? Aber manchmal hilft er auch, dich zu retten. Die Geschichte (x)einer Flucht.


Kurzgeschichte.

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