Vita 1 4 min
Der Himmel ist noch da

Es war einmal ein unglückliches Märchenland. Winzig war es. Eingezwängt zwischen eisernen Kriegsherrn. Ohne Weg hinaus. Und der Alltag kämpfte mit jeder frischen Farbe. Viele in dem winzigen Land glaubten, die Sonne scheine heller über ihnen! An manchen Tagen winkten deshalb unzählige Fahnen in den Himmel hinauf, als ob es stimme. Einen Kosmonauten gab es in dem Märchenland. Einen Mega-Chip. Sogar einen hohen Zaun! Genau dort sah Andreas zum ersten Mal das Licht der Welt...

Solange das winzige Land existierte - denn der Zaun bekam irgendwann Löcher, und der Chip war nichts mehr wert - träumte Andreas in den Himmel hinein. Meist, bis er zwinkern musste vor lauter Blau. Er wollte nie erwachsen werden! Denn die Erwachsenen sahen nicht mehr hinauf in den Himmel. Nur vor sich hin, auf die Schuhe. Andreas verstand sie nicht. Dabei schwebte doch der Himmel  so herrlich und frei über allem! Kannte gar keine Zäune. Warum bloß mochten die Großen ihn nicht?
"Sie könne es nicht - träumen!", war Andreas sich ganz sicher, auf einmal. Die Erwachsenen hatten wohl vergessen, wie es ging, bei ihrem Kampf gegen die frischen Farben!
"Ich werde für sie mitträumen!", beschloss Andreas. Endlich hatte er einen Grund gefunden, nicht erwachsen zu werden!
Das Träumen dauerte von da an leicht den ganzen Tag! Niemals wurde es dunkel damit, selbst in der Nacht nicht! Andreas reiste weit hinein in fremde Welten, viel zu weit manches Mal. In andere, als er jeden Tag sah. In solche, die es nur in seinem Kopf gab. Und er war glücklich! Denn sie färbten das echte Leben bunter. Mit weit mehr Farben, als es gab! Und über allem dehnte sich der unendliche Himmel in sattem Blau. Und die Erwachsenen in seinen Träumen gaben sich so, wie sie sein sollten: Sie lachten und tanzten, ohne Zwang und ohne Pflicht. Sie nahmen es sich einfach, alles Glück der Welt! Jeder von ihnen! Aber das war eben nur ein Traum, immer schon. So richtig verstand Andreas das erst, als es zu Ende ging mit dem winzigen Land. Und niemand mehr davon wissen wollte.
Trotzdem: Andreas hat in einem echten Märchenland gelebt! In einer Stadt, umringt von sieben blauen Seen und nicht wenig flachem Land. Sicher studierte er deshalb später dort, wo es jede Menge Berge gab. Wo einst ein findiger König ein Hufeisen zerbrach mit der Hand. Und der sein Gewicht in Gold aufwog, bergeweise.
Was mit dem winzigen Land geschah? Tja, das verschwand, einfach so, mit den welken Herbstblättern. Und ganz zum Schluss erst gab es seine Bewohner frei. Damit sie sich umschauen konnten, überall in der Welt, endlich. Und die Sonne schien in jenem Jahr dazu so warm und freundlich auf sie herab, als fordere sie alle auf, loszuziehen, um frische Farben zu entdecken! "Überall in der Welt haben sich Träume versteckt!", zwinkerte sie. "Die wollen gefunden werden!"
Doch es gab einen Preis: Alle, die zurückkehrten, fanden das kleine Land nie mehr wieder. Es hatte sich aufgelöst, während sie fort waren. Und keine neue Karte kannte es mehr. Es war zerbrochen. Wie das Eisen in der Hand des Königs. Und die Reste davon verschwanden in unzähligen Taschen.
Auch für Andreas war es Zeit, aufzubrechen. Mit all den Träumen, die er selbst hütete in seinem Kopf. Es gab ja gleich nebenan eine Gegend in der großen Welt, in der die Menschen ihre Träume wirklich lebten, sogar in der gleichen Sprache. In der alles solide schien dafür. Und bunt. Zwar hatte sie sich hinter dem gewaltigen Zaun gut eingerichtet, der sie von dem winzigen Land trennte, nur bunte Bilder von sich gezeigt und mächtigen Reichtum. Doch das half ihr jetzt nicht mehr. Denn der alte Zaun war umgefallen. Wirklich jede Grenze wankte, als ganze Völker der Sonne hinterherzogen und dem Gold!
Und Andreas? Der entdeckte mittendrin die neue Welt, mit eigenen Augen und pochendem Herz. Es war eine sehr gute Zeit: Ein Sommer, der ewig währt! Einer, der dich immer wärmt, wenn du an ihn denkst. Ein Traum!
Andreas lernte schnell, dass die frische Wäsche auf der Leine hier auch nicht bis zum Horizont reicht, mit nur einer Packung Waschpulver. Und er begriff, dass nicht jeder Kaffee eine Krönung ist! Die neue Welt gefällt ihm, trotzdem. Und sie ist heute ebenso Heimat für ihn. Weil man in ihr tatsächlich träumen kann, wirklich! Und alles recht solide ist dafür, in den blauen Himmel zu blinzeln ohne Angst. Weil viele Menschen lachen und tanzen. Und glücklich sind. Eben wie es sein soll! Und das steht bei ihm zu jeder Zeit viel höher im Kurs als winkende Fahnen im Wind! Also ist er geblieben und schreibt für die Menschen Geschichten. Oder schaut hinauf in den Himmel mit seinem grenzenlosen Blau.
Manchmal aber, wenn das Leben in sein Gesicht peitscht an einem nasskalten Tag, denkt Andreas zurück. An das winzige unglückliche Märchenland, das so hin und her gerissen war zwischen Kosmonaut und Mega-Chip und hohem Zaun. So sehr, dass es daran zerbrochen ist. Denn auch das gehört zu ihm. Und er weiß, wo es geblieben ist. Selbst, wenn keine neue Karte es mehr findet heute. Denn der Himmel ist noch da!

Vita 2

Andreas Krauße, Jahrgang 1968, wuchs in einem Märchenland auf, das heute verschwunden ist. Seine feste Burg war umringt von sieben blauen Seen und nicht wenig flachem Land. Schon als Junge flog er hoch hinauf zu den Wolken. Er wollte sehen, was dahinter ist. Später studierte er zwischen hellen Bergen über den Ursprung der Energie. Dort, wo ein König einst sein Gewicht in Gold aufwog. Da wollte er längst wissen, wie alles funktioniert.
Zu jeder Zeit aber träumte er! Denn verwoben mit der Fantasie, glitzert die Welt so festlich, wie sie immer sein wollte! Heute lebt Andreas im Norden; er schreibt Erzählungen, Novellen und Romane. Es sind seine Träume, in Worte gefasst. Lies sie – genau dafür hat er sie aufgeschrieben!

Wenn du für etwas brennst, gibt es zwei Möglichkeiten: Fliegen oder fallen.

In Arbeit 2 min

Kampf der Farben

Roman

A. Krauße

Published

August 27, 2025

Unter den Haien tief im Meer

Wenn die Hoffnung verschwunden ist, hilft es nur, sie wiederzufinden. Unter allen Umständen! Denn das Grau jagt die bunten Farben auf der Welt. Überall. Und es tötet sie, wenn es sie findet!

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